Gemischter Chor „Harmonia“ Blender – Thaterstück „Preziosa“


In dem Stück geht es um ein »Zigeunermädchen«, dessen adliger Geliebter ihretwegen seine Familie verlässt. Schließlich entdeckt er, dass sie als Kind entführt wurde und ebenfalls aristokratischer Herkunft ist.
Quelle: www.naxos.com


„Preciosa“ auf dem Lande

Einste. Wer geglaubt hat, dass man anspruchsvolle Bühnenwerke nur in den Städten geben und erleben könne, wurde durch die Aufführungen des Schauspiels „Preciosa“ in der Neubearbeitung von Engler und Horst mit der Musik von Carl Maria von Weber Weihnachten und Neujahr im „Jägerkrug“ in Einste eines Besseren belehrt. „Preciosa“ war auf das Land gegangen, und beide, Werk und Publikum, haben ihre Bewährungsprobe bestanden. Es war zweifellos ein ungewöhnliches Wagnis, das der Leiter des Unternehmens, Hauptlehrer Wilhelm Kirschner-Blender auf sich nahm, als er sich aus Einste, Blender und Holtum die solistischen Kräfte suchte, die in der Lage waren, dem Werke darstellerisch wie gesanglich eine erfolgreiche Resonanz zu geben. In dem Gemischten Chor „Harmonie“ Blender und Männergesangverein „Polyhymnia“ Holtum standen ihm für die großen Chorsätze Chöre zur Verfügung, die ihr Können schon mehr als einmal unter Beweis gestellt hatten. Nimmt man noch hinzu, dass das Verdener Trompeter-Orchester unseres bewährten Musikmeisters Horn, der selbst am Pult der 1. Violine saß, den musikalischen Teil in werktreue Obhut genommen und das Malermeister R(adeke). in Blender vier reizvolle Bühnenbilder geschaffen hatte, so rundet sich das Ganze zu einem vollen Erfolg, der auch im Publikum, das an allen Aufführungen auch zahlenmäßig lebhaften Anteil nahm, begeisterten Widerhall fand. Bei der räumlichen Enge der Bühne und der großen Zahl der Mitspieler war es eine glückliche Idee, durch Einbeziehung des vor dem Vorhang liegenden Bühnenrahmens in die Dekorationen eine Lösung zu finden, um diesen größere räumliche Tiefe zu geben. Da zudem auch die Beleuchtung geschickt eingesetzt wurde, entstanden Szenen von starker optischer Wirkung. die den Stimmungsgehalt des Spiels nachhaltig unterstrichen.

Hauptlehrer Kirschner setzte sich mit leidenschaftlicher Hingabe und seinem Verständnis für das Lebendigwerden der Weberschen Musik und des Bühnenspiels ein. Es war erstaunlich, was hier eine Laienbühne unter seiner musikalischen wie szenischen Leitung zu leisten vermochte. Frl. Kranz-Holtum und Herr Freese-Holtum gaben das Ehepaar Homberg. Der eheliche Konflikt, entstanden aus dem Vorhandensein eines Kindes aus erster Ehe des Mannes und der Tragik des Versagtseins eigener Kinder, kam gut heraus. Auch die Gedrücktheit und Resignation des alternden Mannes im 3. Akt war stark. Sein wohlklingender Bass konnte gefallen. Marlene Lange als vierjähriges Kind Erika erfreute durch seine Natürlichkeit. Frl. Reinke-Blender lieh der Titelrolle Anmut, Wärme und eine angenehme Stimme, die in dem Lied „Einsam bin ich“ und im Duett mit Horst, dem Herr Smolinsky eine männlich edle Haltung gab, von tiefem Gefühl beseelt war. Auch ihr Partner blieb seiner Rolle stimmlich nichts schuldig.

Das Zigeunertrio lag bei Herrn Blume als Zigeunerhauptmann Brinkay und Frl. Wolters als altem teuflischem Zigeunerweib in guten Händen. Herr Wenzlav als Goldbeck, Herr Westermann als Jochen und die vielen kleineren Rollen fügten sich gut in den Rahmen des Spiels. Starken Anteil am Erfolg der Aufführung hatten vor allem die gutsingenden Chöre, die mit den Solisten und dem musizierfreudigen Orchester den Zauber und die Romantik der Musik Webers zum Erklingen brachten. Aufführungen wie diese scheinen geeignet, die Aufgeschlossenheit des Publikums zu stärken, die dann auch den heute schwerringenden Berufsbühnen zum Vorteil gereicht.
Quelle: Zeitungsartikel, undatiert.