Kirche Intschede – Renovierung



Die letzte große Renovierung der St. Michaeliskirche in Intschede fand vor knapp 50 Jahren statt. Alles begann mit einer Besichtigung des Kirchengebäudes im Januar 1962 durch einen Architekten des Amtes für kirchliche Baupflege der Ev.-luth. Landeskirche Hannover. Zusammen mit dem damaligen Pastor Wilhelm Rott wurden gravierende Mängel am Gebäude festgestellt. Der Dachstuhl war vom Hausbock so stark befallen, dass ein Austausch von etwa 40 % aller Hölzer empfohlen wurde. Ferner war die Schiefereindeckung des Daches so schadhaft, dass eine Ausbesserung nicht mehr möglich war. Die vorhandenen Schieferplatten hatten vielfach keinen Halt mehr und stürzten zu Boden. Dabei beschädigten Sie die Dachrinnen und stellten eine Gefahr für die Kirchenbesucher dar. Die Südwand hatte sich nach außen verschoben und musste wieder ins Lot gebracht werden. Ferner mussten alle Dach- und Regenrinnen ausgetauscht werden. Der Turm war damals auch mit Schiefer gedeckt und auch hier waren die Schieferplatten lose und deren Befestigung war nicht mehr möglich. Ein Teil der Turmschalung war ebenfalls vom Hausbock befallen oder durch Fäulnis zerstört. Die Verglasung aller Kirchenfenster war so schadhaft, dass eine Neuverglasung von Nöten war. Im Innenraum waren die Öfen kaputt, dass eine komplett neue Heizung eingebaut werden sollte. Neben einigen anderen Mängelbeseitigungen sollten dann auch noch die Elektrik und Beleuchtung auf den neuesten Stand gebracht werden. Als erste Umsetzung wurde bereits 1962 die neue Heizungsanlage eingebaut. 1964 wurde der Turm mit Kupfer neu eingedeckt.

Bis zum Beginn der großen Renovierung vergingen jedoch noch einige Jahre in denen einiger Schriftverkehr zwischen dem Pfarramt und der Landeskirche geführt wurde. Die geplanten Umbaukosten in Höhe von rd. 250.000,00 DM waren immer wieder ein Thema. Der damalige Kirchenvorstand schlug zum Beispiel vor, dass bestehende Mansardendach bei der Neuerrichtung des Dachstuhls durch ein einfaches Satteldach zu ersetzen und statt Schieferplatten rote Pfalzpfannen zu verwenden. Wäre dieser Vorschlag umgesetzt worden, wären die Emporen komplett entfallen. Aber dazu ist es nicht gekommen, die Landeskirche setzte sich mit der originalgetreuen Wiederherstellung des Dachstuhls durch.

Im ersten Bauabschnitt wurde im Mai 1970 der komplette Dachstuhl erneuert. Hierbei musste der schadhafte alte Dachstuhl vollständig entfernt werden. Die Orgel und der Altar wurden mit Holzbrettern eingeschalt und mussten nun – so wie der gesamte Innenraum – für mehrere Monate Wind und Wetter trotzen. Um die Festigkeit der Außenwände wieder herzustellen wurde ein Stahlbetonringanker eingebaut. Richtfest für den neuen Dachstuhl wurde am 01. September 1970 gefeiert. Im November 1970 war das Dach neu mit Schieferplatten eingedeckt und die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt konnten beginnen. Die Außenwände wurden teilweise neu verputzt, im Innenraum wurden die Emporen ausgebessert und das Tonnengewölbe neu verschalt. Die Elektrik wurde verlegt, der komplette Innenputz erneuert und der Deckenputz neu aufgetragen. Neben vielen anderen Arbeiten wurde zum Schluss der Altar umgestaltet, das Gestühl erneuert und die Kirche in einem hellen Farbton ausgemalt.

Ende 1971 waren die Arbeiten im Innenraum zwar noch nicht abgeschlossen, aber die Kirche wurde für die Gemeindemitglieder ausnahmsweise zum Weihnachtsgottesdienst geöffnet. Während der gesamten Bauzeit wurden die Gottesdienste im Gemeindesaal abgehalten. Am Sonntag, den 09. April 1972 war es dann endlich soweit: Alle Arbeiten waren abschlossen und im Rahmen eines Gottesdienstes wurde mit einer dreijährigen Verspätung der 150. Geburtstag des frisch renovierten Gotteshauses gefeiert. Viele heimische Unternehmen wirkten bei der großen Renovierung mit. Die Mauer- und Stahlbetonarbeiten wurden vom Baugeschäft Günter Thöle ausgeführt. Der Innenausbau sowie der Dachstuhl lag in den Händen von Firma Suhr in Varste und die Tischlerarbeiten wurden von Hermann Müller aus Intschede vorgenommen.
Quellen:
Pfarrarchiv Blender – Gebäude, Allgemeines – Intschede R 500
Eleonore Rott, Intschede (Fotos Kirchenrenovierung)
Hans-Hermann Wigger, Reer (Foto Turmrenovierung)